Knapp an der Sensation vorbei – Großartige Mengeder scheitern erst im Elfmeterschießen
Was war das für ein Krimi im Mengeder Volksgarten! Die Landesliga-Truppe von Mengede 08/20 zeigte im Achtelfinale des Verbandspokals eine überragende Leistung gegen den Regionalligisten SC Wiedenbrück und gab sich erst nach Verlängerung und Elfmeterschießen mit 5:6 (1:1) geschlagen.
Die 262 Zuschauer im Stadion sahen ein Spiel, über das man sich noch lange unterhalten wird. 08/20 erwies sich als ebenbürtiger Gegner, ein Klassenunterschied war nicht auszumachen. Im Gegenteil, Mengede bestimmte über weite Phasen die Begegnung, machte Druck und zeigten erfrischenden Fußball, der von den Fans mit viel Applaus bedacht wurde.
Dabei überzeugte 08/20 gegen den oberklassigen Gegner mit großen Laufpensum und fantastischem Kampfgeist. Auch spielerische Akzente konnten zwischendurch immer einmal wieder gesetzt werden. Nach der regulären Spielzeit stand es Unentschieden 1:1. Nach der Verlängerung 2:2. Eddy Sprenger und Dennis Schultze waren die Torschützen auf Mengeder Seite. Schade, dass kurz vor dem Ende der Verlängerung dann noch der Ausgleich für Wiedenbrück hingenommen werden musste. Erst zu diesem Zeitpunkt musste etwas gezittert werden, da die Kräfte beim Landesligisten nun doch erheblich schwanden. Dann die Lotterie Elfmeterschießen. Florian Schulz, Marius Breer und Benedikt Kuhne verwandelten ihre Strafstöße sicher. Christof Luka und Robin Dieckmann vergaben. Die Sonne lachte immer noch und auch die Spieler waren relativ gefasst. Der Stolz über die eigene Leistung überwog den Schmerz über die unglückliche Niederlage. Ein Sieg wäre aufgrund der tollen Leistung über die gesamten 120 Minuten verdient gewesen!
Mengede begann die Partie sehr engagiert und zeigte wenig Nervosität gegen den Tabellenvierzehnten der Regionalliga, musste jedoch schon nach zwölf gespielten Minuten einen Rückstand hinnehmen, als nach einem Freistoß vor dem eigenen Strafraum der Ball zunächst von der Mauer geblockt werden konnte, dann aber hoch vor das Tor geschlagen wurde und Marcel Stiepermann genau richtig stand, die Kugel annehmen und aus der Drehung flach zum 1:0 einschieben konnte. Unbeeindruckt von diesem frühen Gegentor spielte Mengede weiter und ließ den Gegner kaum zur Entfaltung kommen. Taktisch clever eingestellt von Mario Plechaty, spielte die Mannschaft aus einer geordneten Defensive immer wieder schnelle, gefährliche Konter. Sehr gut gefiel heute auch das Pressing der Offensivabteilung, mit dem das gegnerische Aufbauspiel empfindlich gestört wurde. Auch in der Defensive stand Mengede heute sehr sicher. Der SC Wiedenbrück hatte über weite Strecken des Spiels große Schwierigkeiten durch das Mengeder Mittelfeld zu gelangen. Die Belohnung dann in der 37. Minute: Nach schöner Vorarbeit von Dennis Schultze zog Robin Schultze von der linken Strafraumseite ab. Torwart Jonathan Mellwig konnte die Kugel nicht festhalten und Eddy Sprenger stand einmal mehr da, wo er als Mittelstürmer stehen muss und drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Mit dem 1:1 ging es dann in die Halbzeitpause und weil Robin Dieckmann in der 62. Minute seine hundertprozentige Möglichkeit leider nicht nutzen konnte, als er nach schnellem Umschalten von Dennis Schultze auf der rechten Angriffsseite angespielt wurde, in den Strafraum zog und frei vor Torwart Mellwig scheiterte, auch in die Verlängerung.
Eine starke Leistung zeigte heute Andreas Hollmann, der seine Mannschaft mit sicherem Spiel auf der Linie und auch beim Herauslaufen vor zunächst weiteren Gegentoren bewahrte.
Wer nun dachte, Mengede würde in der Verlängerung die Luft ausgehen, hatte sich komplett geirrt. 08/20 gab weiter Gas und ging in der 97. Minute sogar in Führung. Nach einer Flanke von der rechten Seite gewann der eingewechselte David Müller ein Kopfballduell am Strafraum, danach kam der Ball zu Robin Schultze der mit einem feinen Pass seinen Bruder Dennis in der zentralen Angriffsposition bediente. Dieser erwischte den Ball dann gut und netzte schön mit links ein. 2:1 und nur noch dreizehn Minuten zu spielen! Nun stand das Stadion wirklich Kopf.
In der zweiten Halbzeit der Verlängerung erzielte Wiedenbrück den Ausgleich zum 2:2. Robert Mainka hatte getroffen. Danach schwanden die Kräfte bei 08/20, so dass man gezwungen war, den Ausgleich zu verteidigen. In den letzten Minuten ging nicht mehr viel nach vorne.
Im Elfmeterschießen hatte Wiedenbrück dann einfach die besseren Nerven. Zwei verschossenen Elfmetern von 08/20 stand nur ein vergebener Versuch bei Wiedenbrück gegenüber. 5:6 hieß es am Ende für den Viertliga-Aufsteiger. 08/20 hatte die große Sensation nur ganz knapp verpasst. Wenn es Mario Plechaty und seinen Jungs gelingt, den Schwung dieses Pokalfights in den Ligaalltag zu retten, dann können die nächsten Aufgaben ruhig kommen.
■ Text & Bilder: Peter Mattern
Stimmen zum Spiel
Kadir Kaya:
„Das war das Highlight des Jahres! Schade, dass wir es nicht in die nächste Runde geschafft haben. Wir hätten es verdient gehabt. Wir wussten, dass es ein offenes Spiel werden kann. Über 120 Minuten haben wir läuferisch mitgehalten, waren voll konzentriert. Alle haben sich voll reingehängt!“
Andreas Uphues:
„Wir haben uns vor dem Spiel gesagt, dass der Gegner erst einmal auf unserem Rasen bestehen muss. Ein Klassenunterschied war dann auch nicht festzustellen. Lediglich beim 2:2 Ausgleich war Wiedenbrück den Tick schneller.“
Dennis Schultze:
„Kompliment an die Mannschaft! Alle haben mitgezogen, wir haben läuferisch und kämpferisch eine tolle Leistung gezeigt. Das Elfmeterschießen ist dann reines Glück.“
Die Mannschaften
Mengede 08/20:
Hollmann, Kaya, Tielker, Uphues, Breer, Dieckmann, Luka, Marin (111. Schulz), Sprenger (79. Müller), D. Schultze (118. Kuhne), R. Schultze
SC Wiedenbrück 2000:
Mellwig, Degelmann, Kollmeier, Rogowski, Arslan, Stiepermann, Erkaya (46. Güraslan), Kickermann, Klitzsch, Mainka, Dayangan (46. Oesterhelweg)
Die Tore:
0:1 Stiepermann (12.), 1:1 Sprenger (37.), 2:1 D. Schultze (97.), 2:2 Mainka (110.)
Elfmeterschießen:
3:2 Schulz, 3:3 Arslan, 3:4 Mainka, 3:5 Stiepermann, 4:5 Kuhne, 5:5 Breer, 5:6 Rogowski
Vergeben: Luka, Dieckmann (08/20), Güraslan (SC Wiedenbrück 2000)
Zuschauer: 262